Weltkatzentag: aus dem Leben eines Hundes

Bekanntlich ist das Froilein Besitzerin (vielmehr Sklavin) einer Katze namens «Gizmo». Jedes Jahr am Weltkatzentag wird das Froilein von erwähnter Katze davon in Kenntnis gesetzt, dass es sich glücklich schätzen dürfe, ein Katzenleben wie das ihrige gerettet zu haben und sie mit Futter versorgen zu dürfen. Nun denn, wenn der Mauder dies sagt, muss es wohl stimmen.

Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade der anspruchsvollen Mitbewohnerin namens «Gizmo» wegen: das Froilein schrieb seinerzeit über einen Hund. Anbei ein Auszug aus der Diplomarbeit der SAL, der auch nach mehrmaligem Rezitieren zwar immer noch anspruchsvoll aber dennoch schön zu lesen ist. Der Leserschaft wünschen wir (die Autorin und die Katze, ja auch die) viel Freude dabei.

Hund in Prag I

Literarische Arbeit

Das Froilein arbeitet wieder mal an 3SatzGeschichten. Manchmal wird stundenlang an den Sätzen herumgespielt, gestrichen, umgestellt und wieder neu geschrieben und manchmal steht eine 3-Satz-Geschichte innerhalb weniger Minuten, weil ein Wort einfach das andere ergab. Einfach und schwierig zu gleichen Teilen:

Die Zerstörung
Weiss wie eine unberührte Leinwand kommt sie daher und erfüllt mich mit Klarheit. «Ich liebe dich», flüstere ich dieser Leere im Kopf zu. «Ich hasse euch», sage ich zu meinen Erinnerungen, die sich wie Wellen ungefragt über diesen leeren Moment schlagen, ihn besudeln, den Atem nehmen und ohne Aussicht auf Rettung rücksichtslos ertränken.

Lesen Sie weitere 3SatzGeschichten hier.

Verdichtung

Verdichtete Texte haben wie alle Dinge im Leben zwei Seiten. Erstens sind sie viel zu kurz, um ganze Bücher damit füllen zu können. Zweitens lassen sie sich nicht wie einen Roman lesen. Die gute Nachricht: Verdichtete Texte kommen in ihrer Knappheit gehaltvoller, meist auch pointierter daher. Sie klingen nach – manchmal ein Leben lang – und geben zum Anlass ein zweites oder gar drittes Mal gelesen zu werden.

Für mich als Autorin bleiben Dreisatzgeschichten eine Herausforderung im Schreiballtag. Sie sind nicht, wie man denken könnte, einfach schnell hingekraxelt und auf Papier gefestigt. Wie Traubensaft in einem Holzfass müssen sie sich entfalten, um eines Tages ausgeschenkt und verköstigt zu werden.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf das Wohl verdichteter Texte. 

Der Blinde und der Sehende
«Strand», schreist du und einige Meter weiter sagst du: «Fischer». Entfernt zu hören das heisere Kreischen eines Schwarmes Möwen. Eisiger Wind peitscht mir ins Gesicht, liebkost meine Konturen und ich sage: «Salz auf meiner Haut».

Der letzte Angeltag
Nach einer langen Zeit des Ausharrens schnappte ein Hecht nach seinem Köder. Er zappelte, wand sich, zerrte an der Angelschnur, japste nach Leben und versteifte sich, bevor er aufgab. Der Hecht indessen schaute das Ende abwartend dem Fischer und dessen Todeskampf zu, machte sich vom Hacken los und verschwand mit dem Köder im Maul in die Tiefe.

Weitere 3SatzGeschichten für Ihr Wohl.

Work in Progress

Beileibe nicht immer ist es leicht, die passende literarische Form für seine Gedanken zu finden. Ab und zu hilft es die Worte in den unterschiedlichsten Formen niederzuschreiben und – gegen jegliche Logik – den Bauch entscheiden zu lassen. Unschwer zu erkennen ist dabei: Schreiben ist und bleibt ein Handwerk. Wer genügend Ausdauer und Musse mit sich bringt, kann mit Worten zaubern und verzaubern.

Hier mein Beispiel als Dreisatz/ Prosa:

Eingeäschert
Als Pfand legtest du 1000 Sterne unter mein Kissen. Wie lose Versprechungen verglühen sie 1000 Monde später in meiner Hand. Einer nach dem anderen.

und als Gedicht:

Eingeäschert

Tausend Sterne legtest du
unter mein Kissen
als Pfand
tausend Monde später
verglühen sie
in meiner Hand.

Einer
nach
dem
anderen.