Im Weihnachtssturm

Retrospektiv vergleicht das Froilein das Jahr 2016 gerne mit dem Glas Wasser auf dem Tisch, welches man versehentlich umstösst und sich dabei denkt: Verdammt schade.

In genau sieben Tagen wird 2016 ad acta gelegt und “unter ferner liefen” irgendwo weit hinten in der Weltbibliothek unauffindbar verstaut werden. Aus den Augen, aus dem Sinn, so die Verdrängstrategie. Nein, es ist nicht zu leugnen: etliche unschöne Dinge sind passiert in diesem Jahr. Dinge, die traurig stimmen, sich nicht so leicht reparieren lassen. Fern unserer sicheren Heimat wurden ganze Städte dem Erdboden gleich gemacht. Solche, die über Jahrtausende aufgebaut worden waren und deren Träume nun eine einzige Generation zerschlug. Unzählige Menschen befinden sich noch immer auf der Flucht. Auf der Flucht vor all dem Bösen, das wiederum von anderen Menschen ausgeht. Sie sind weder hier noch dort zu Hause, leben in Zwischenwelten. Hoffen und bangen, kämpfen ums Überleben. Hass überrumpelt Güte, wo er nur kann. Die Kluft zwischen fremd und nichtfremd wird von Tag zu Tag grösser. Wer diese Kluft zu überwinden versucht, wird in der Regel bestraft. Wer hineinfällt, hat eh verloren. Die Gründe für all diese Dinge mögen vielschichtig sein, sind vielleicht sogar erklärbar. Zu verstehen trotzdem nicht.

Vor zweihundert Jahren schrieb Johann W. Wilms: “Man sagt, heute sei Neujahr. Punkt 24 Uhr sei die Grenze zwischen dem alten und dem neuen Jahr. Aber so einfach ist das nicht. Ob ein Jahr neu wird, liegt nicht am Kalender, nicht an der Uhr. Ob ein Jahr neu wird, liegt an uns. Ob wir es neu machen, ob wir neu anfangen zu denken, ob wir neu anfangen zu sprechen, ob wir neu anfangen zu leben.”

Ja. Es liegt an und in uns. Es ist nie zu spät. Für gar nichts. Geben wir  2017, was es verdient. Eine Gesellschaft, die endlich lernt, sich gegenseitig zu respektieren. In diesem Sinne, geschätzte Leserschaft, wünscht das Froilein mit dem diesjährigen Weihnachtsgedicht allen da draussen geruhsame Feiertage. Mögen Zuversicht, Gelassenheit und dieser winzige Funke Humor, der für den Alltag von immenser Wichtigkeit ist, unsere Wegbegleiter sein, uns für eine friedvolle(re) Zukunft den Weg ebnen.

img_20161218_145112

In stürmischen Zeiten
der Stille
ermöglichen
sich ihren Platz zu suchen
um diese eine kleine Lücke
in unseren Herzen
unseren Gedanken
mit Frieden zu füllen.

Erkennen
dass Weihnachten
in uns ruht.
Heute
morgen
in jedem Augenblick.

(K.Hrup, 2016)